Smiling Gecko
Kambodscha

Alles im Griff

Wie Smiling Gecko sozial benachteiligte Kambodschaner wieder zum Lächeln bringt 

Früher hat Hannes Schmid berühmte Pop- und Rockstars fotografiert. Der Schweizer fand in Südafrika seine zweite Heimat, wurde Starfotograf – und hätte wahrscheinlich weiter für Hochglanzmagazine gearbeitet, wenn er nicht eines Tages die Müllhalden in Kambodscha gesehen hätte und die Menschen, die dort mitten im Abfall leben. Er ließ die Glamourwelt hinter sich und gründete unweit von Phnom Penh ein Hilfsprojekt: Smiling Gecko.

Quelle: Smiling Gecko

Den Lebensunterhalt selbst verdienen

60 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Phnom Penh hat Schmid mit seinem Hilfswerk Smiling Gecko ein 140 Hektar großes Areal aufgebaut, auf dem sozial benachteiligte Kambodschaner:innen  leben, die Schule besuchen und ein Handwerk erlernen können. Das Besondere dabei ist der ganzheitliche Ansatz. So sind alle Elemente des Entwicklungshilfeprojekts miteinander vernetzt, stützen sich gegenseitig und werden durch Aus- und Weiterbildung untermauert. Damit leistet Smiling Gecko einen Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität sowie zur Existenz- und Ernährungssicherung der ländlichen Bevölkerung. Schwerpunktbereiche des Clusterprojekts sind Landwirtschaft und Tierhaltung, Produktion und Handel, Gastgewerbe und Tourismus sowie Aus- und Weiterbildung.

Selbstbestimmtes Leben

Die DER Touristik Foundation unterstützt seit 2019 das Smiling Gecko Farmhouse Resort & Spa. Die Förderung ermöglichte dort bislang die Ausbildung von zehn Fachkräften. Seit 2023 unterstützt die DER  Touristik Foundation fünf Fachkräfte. Im Farmhouse Resort & Spa werden junge Einheimische aus armen Verhältnissen in Theorie und Praxis in den Bereichen Service, Küche Housekeeping und Tourismus ausgebildet. Dies soll sie dazu befähigen, den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien nachhaltig selbst zu verdienen und ein selbst bestimmtes Leben zu führen.

Copyright:  Carsten Heinke

Ein Blick hinter die Kulissen

Seit 2020 können Reisegäste der DER Touristik-Veranstaltermarken ausgewählte Projekte wie Smiling Gecko vor Ort kennenlernen. So entstehen beeindruckende Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben und die dringenden Themen der Urlaubsdestinationen ins Bewusstsein rücken!

Das Smiling-Gecko-Projekt kann man auf der DERTOUR-Rundreise „Kambodschas Schätze” und der Meiers Weltreisen-Rundreise „Kambodscha Tempel und Traumstrände“ besuchen – Mittagessen inklusive.

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„Ich musste etwas unternehmen!“

Ein Gespräch mit Hannes Schmid, Gründer von Smiling Gecko e.V.

Portrait Hannes Schmid

Hannes, wie hat dein Engagement begonnen?

Entscheidend war eine ganz schlimme Begegnung. Ich traf in Kambodscha ein Mädchen, deren Vater sie mit einem Schweißbrenner zugerichtet hatte. Ich meine, ich hatte schon viel Elend gesehen, Armut, Hunger, Verzweiflung, aber das war wirklich eine Grenzerfahrung. Ich habe gespürt, dass ich etwas unternehmen musste. Allerdings, wenn man begreifen will, was es heißt, ein bitterarmer Bauer zu sein oder auf einer Müllhalde zu leben, dann reicht es nicht, sich etwas kurz anzuschauen. Dann muss man das am eigenen Leib erfahren. Und das habe ich dann gemacht.

Schließlich hast du das Projekt Smiling Gecko gegründet. Wie bildet man Menschen aus, die nie zur Schule gegangen sind?

Mit sehr viel Geduld und vor allem Respekt. Sie können ja nichts dafür. In der ersten Zeit sind unsere Neuankömmlinge wie neugierige Kinder, auch wenn sie schon über 30 sind. Sie lernen! Dann kommt eine Phase, in der sie schon einiges wissen, Selbstbewusstsein und Stolz werden größer. Am Ende haben wir Individuen, Persönlichkeiten, die wissen, was sie wollen. Diese Wege müssen wir mit ihnen gehen.

Kannst du ein Beispiel für so einen Weg aufzeigen?

Ja. Die Geschichte unserer Köchin Mariya Un Noun klingt wie ein Märchen: Sie schaffte es aus den kambodschanischen Slums in die Sterneküchen der Schweiz.

Gab es auch Rückschläge?

Oh ja, viele! Schweine, Hühner und Fische sind gestorben, Gemüse ist nicht gewachsen, die Menschen haben mich nicht verstanden, ich sie nicht – natürlich gab es Rückschläge ohne Ende. Ich habe eine Menge Geld in die Luft geblasen! Aber es war eigentlich klar, dass da Fehler passieren würden und dass alle daraus lernen müssen.

Geld ist immer ein Thema, oder?

Ja, vor allem, wenn es um die Zukunft des Projektes geht. Ich bin ersetzbar, aber ich muss Wege finden, wie Smiling Gecko künftig selbstständig wird, angefangen bei der Finanzierung. Nur wenn es profitabel ist, kann es unabhängig sein. Im Moment bin ja ich derjenige, der das Geld zusammensucht. Aber wir wollen weiter wachsen! Ich würde zum Beispiel gern eine Reismühle bauen, die dann Bauern in einer Kooperative übernehmen. So würde ich tausende Menschen aus der Armut holen.

Wie können die Menschen unabhängig von den Hilfsprojekten gut leben?

Wir sind nur Begleiter von außen. Natürlich müssen wir die Bevölkerung in die Projekte mit einbeziehen und uns selbst langsam aber sicher ersetzbar machen. Das beziehe ich auf alle, mich, die Coaches, den Bäckermeister, den Metzgermeister. Nur dann haben wir unser Ziel erreicht.

Wie ist es Smiling Gecko und dem Farmhouse in Pandemiezeiten ergangen?

Coronabedingt musste das Farmhouse im Frühjahr 2020 und 2021 teilweise schließen. Während des Lockdowns wurden die Auszubildenden in ihren Beschäftigungsverhältnissen behalten und konnten in dieser Zeit sogar zahlreiche neue Fähigkeiten erwerben und ausbauen. So wurden zwei Trainees aus dem Service zu Teamleitern befördert, ein Koch-Lehrling ist zum Chef de Partie aufgestiegen, ein weiterer Koch-Trainee hat sich vom Chef de Partie zum Junior Sous Chef weiterentwickelt. Aktuell ist das Farmhouse durch den Inlandstourismus sehr gut gebucht und wird zunehmend für Tagungen vor Ort genutzt, was den Wegfall der internationalen Gäste teilweise kompensiert. Zusätzlich liefert das Farmhouse hochwertiges Catering für Veranstaltungen, was die Bekanntheit fördert und neue Einnahmen bringt.

„Kochen ist mein Leben“

Aus den Slums in die Sterneküche: Die unglaubliche Geschichte von Mariya Un Noun

Mariyas Leben verläuft anfangs so wie das vieler armer Mädchen in Kambodscha. Als sie gerade mal zwölf Jahre alt ist, verkauft ihre Mutter sie als Dienstmädchen an eine reiche Familie. Die Mutter braucht das Geld und unterschreibt, dass Mariya keine Rechte haben und ihr Leben lang für die Familie arbeiten wird. Als der Hausherr versucht, sie zu vergewaltigen, kann sie knapp entkommen. Sie flieht. Aber um die Schulden der Mutter abbezahlen zu können, schuftet sie nun in einer Kleiderfabrik. Schließlich wird sie zwangsverheiratet.asiatische Frau kocht in einer Hotelküche

Durch glückliche Umstände wird Mariya mit ihren beiden kleinen Kindern bei Smiling Gecko aufge-nommen. Hier nimmt ihr Schicksal endlich eine glückliche Wendung – vor allem, als sie ihre Leidenschaft für das Kochen entdeckt und ihr unglaubliches Talent dafür. „Kochen ist mein Leben“, so Mariya Un Noun.

Eines Tages schaut der CEO der Hotelfachschule in Luzern vorbei – und ist total begeistert von Mariyas Gerichten. Die junge Kambodschanerin folgt seiner Einladung in die Schweiz, damit sie an der Luzerner Hotelfachschule lernen kann. Mehr noch: Mariya gibt ihr Wissen über die kaum bekannte Khmer-Küche an berühmte Sterne-Köche weiter. Unter anderem kocht sie bei Andreas Caminada auf Schloss Schauenstein, bei Franck Giovannini in Crissier und bei Tino Staub im Widder am Zürcher Rennweg. Mittlerweile ist Mariya Un Noun Chefköchin im Smiling Gecko Farmhouse. Dort können Gäste erleben, wie sie die lokale Küche auf ihre eigene kreative Weise aufblühen lässt und ihre speziellen Gerichte intuitiv und mit dem ihr eigenen Gespür für hochwertige lokale Zutaten entwickelt. Ein köstliches Beispiel dafür ist ihr Signature Dish: Amok Fish mit kambodschanischem Kampo-Pfeffer.

Unser Kooperationspartner:

Smiling Gecko e.V.

Um notleidenden Kindern und Familien in Kambodscha zu helfen, verfolgt Smiling Gecko einen ganzheitlichen Ansatz, der ein selbstbestimmtes Leben in ländlichen Regionen ermöglicht und fördert.